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In die eigene Tasche

Mitarbeiter soll Firma durch Scheingeschäfte geschädigt haben

Anja Schröder

45 Jahre lang war er bei der Curt Ebert GmbH beschäftigt. Und mit dem vorzeitigen Ruhestand war lange nicht Schluss: Nach 2006 ließ sich der ehemalige Mitarbeiter weiter beschäftigen – für geringfügiges Geld. Das große Geld machte er nach Ansicht seines ehemaligen Chefs mit fingierten Rechnungen. Beide trafen sich gestern vor dem Arbeitsgericht.

Anfang 2008 waren die Unregelmäßigkeiten aufgefallen, just zu einer Zeit, als der Ruheständler mit Schlüsselgewalt Urlaubsvertretung gemacht hatte. Da tauchten Rechnungen über Materiallieferungen auf, die laut Auftragslage gar nicht benötigt wurden oder worden waren. Nachforschungen im Lager förderten nichts als einen bösen Verdacht zutage. Das Material nämlich existierte nicht, es war nicht in der elektronischen Lagerkartei erfasst und auch nicht in der Zwischenzeit verarbeitet worden.

Die Rechnungen gezeichnet hatte eben jener Mitarbeiter und die entsprechenden Barschecks ausgestellt. Die hatte der Draht-„Lieferant“ eingelöst, die eine Hälfte des Geldes eingesteckt und die andere zurückgebracht, versteckt in Süßigkeitentüten. Dass die Scheingeschäfte tatsächlich so abgelaufen waren, bestätigte der Lieferant, der gestern als Zeuge geladen war. Ihm kann die Firma nichts mehr anhaben, er hat bereits die Finger gehoben. Sie versucht, die Wiedergutmachung des Schadens von ihrem ehemaligen Mitarbeiter einzuklagen. Der streitet nach wie vor alle Vorwürfe ab. „Ich bin nie gefragt worden, ob ich das war“.

Es geht bei weitem um mehr, als die 37.628 Euro, die jetzt in einem ersten Beweisschritt auf dem Tisch liegen. Ursprünglich waren 230.000 Euro angeklagt. Geschäftsführer Dr. Andreas Bach vermutet allerdings, dass sich die unsauberen Geschäftspraktiken durch 20 Unternehmensjahre ziehen und eigentlich siebenstellig zu beziffern seien. Unternehmensjahre übrigens, in der die Firma durchaus ihre Krisen hatte, „mit Kündigungen, Kurzarbeit, Mitarbeiter haben auf Geld verzichtet“. Sie habe dieser Verdacht gegen ihren ehemaligen Arbeitskollegen umso härter getroffen.

Der Prozess wurde gestern vertagt auf den 7. Dezember. Bis dahin könnte auch die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben haben – sie ermittelt parallel.